Lichtreflexion: Weisses Growzelt vs. silbernes Growzelt

Lichtreflexion: Weisses Growzelt vs. silbernes Growzelt

Mika Schilling

Auf dem Markt gibt es inzwischen zig verschiedene Grow-Zelte diverser Hersteller, die vom Prinzip her alle gleich aufgebaut sind. Das größte Unterscheidungsmerkmal ist jedoch das Zeltmaterial, welches auf der Innenseite entweder aus weißem PE oder Aluminium besteht. Doch welches Material reflektiert Licht eigentlich besser? Diese Diskussion dürfte so alt sein, wie es (silberne) Grow-Zelte gibt (also seit ca. 2006).

Die ersten Zelte kamen 2001 auf den deutschen Markt und verfügten innen über eine weiße PE-Schicht. 2006 trat dann der erste Wettbewerber hervor und warb mit einer hochreflektierenden "Mylar-Folie", welche außerdem die Wärmesignatur der Growbox, bzw. der darin installierten Entladungslampe reduzieren sollte, so dass diese nicht mehr von Hubschraubern (ausgestattet mit Wärmebildkameras) erkannt werden konnten. Aber seien wir mal ehrlich – wenn bereits ein Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera über dem Haus kreist, dann hat man vermutlich ganz andere Sorgen, als das böse Grow-Zelt mit knapp 1m² Anbaufläche im Schlafzimmer.

Auch wenn man bei dem Hersteller heute keine konkreten Reflexionswerte mehr findet (zum Glück!), waren die damals genannten 95% natürlich ähnlich unrealistisch, wie das zuvor beschriebene Hubschrauber-Szenario. Aber wie kam man eigentlich auf diesen utopischen Wert? Meine persönliche Vermutung liegt bei der fälschlich verwendeten Begrifflichkeit „Mylar“. In den Beschreibungen der vielen chinesischen Hersteller findet sich dieser Begriff noch heute und wird häufig in Kombination mit „Polyester“ verwendet. Aber was ist hier eigentlich gemeint? Mylar, bzw. BO-PET ist eine gereckte, mit Aluminium gesputterte Folie aus Polyester, welche tatsächlich bis zu 99% reflektiert. Aber in welchem Wellenlängenbereich? Diese Antwort bleibt uns zumindest Wikipedia schuldig.
Die äußere Schicht einer Growbox besteht wiederum aus Polyester (meistens Oxford 600D), was zumindest ein gewisses Verwechslungspotential darstellt. Des Weiteren sieht die innen verwendete Aluminiumfolie einer Mylar-Folie ein bisschen ähnlich, so dass auch die Optik zu einer gewissen Fehlbewertung verleiten könnte.

Aber woraus besteht denn nun das Zeltmaterial?
Die silberne Variante besteht wie gesagt aus einem Polyester-Stoff, welcher mit einer laminierten Aluminiumfolie verklebt, bzw. verschweißt wurde. Bei den weißen Zelten wird der Polyester-Stoff mit schwarzem PEVA und einer weißen PE-Folie verschweißt, so dass trotz der Verwendung von PE (leicht transluzent) kein Licht nach draußen kommt und umgekehrt. Die Variante aus weißem PE ist deutlich dicker und auch mindestens 20% teurer (umgerechnet auf das gesamte Zelt).

Welches Material reflektiert denn nun besser?
An dieser Stelle verzichten wir mal auf ein pauschales Urteil, da sich Aluminium und PE im Reflexionsprofil doch sehr unterscheiden und es am Schluss auf die Anwendung und das Spektrum der verwendeten Lichtquelle ankommt. Hier ein paar relevante Stichpunkte:

  • bei 450nm schneidet das weiße PE um 17% besser ab (89% zu 76%)
  • bei 660nm schneidet das weiße PE um 15% besser ab (86% zu 75%)
  • im Durchschnitt (400 bis 750 nm) kommt das Aluminium auf 75,3% und das weiße PE auf 85,8%
  • im UVA-Bereich ist Aluminium deutlich besser
  • die besten Werte erzielt Aluminium im Bereich zwischen 1800 und 2200 nm (Infrarot)

Fazit
Das Potential vom weißen PE ist konstruktionsbedingt limitiert. Würde man statt schwarzem PEVA als Zwischenschicht z.B. eine Aluminiumschicht verwenden, also eine Kombination aus beiden Varianten, so käme man mit Sicherheit auf Werte von über 90%. Eine Kosten-Nutzen-Analyse wäre an dieser Stelle aber mit Sicherheit immer einem Todesurteil gleichzusetzen, da sich der Aufwand (für ein paar Prozent mehr Reflexion) wohl kaum lohnen dürfte.

Die Aluminium-Variante kommt auf ähnliche Werte wie die handelsübliche Aluminiumfolie, welche wir alle aus der Küche kennen. Wer jedoch eine Lichtquelle mit hohem UVA-Anteil verwendet oder auch Wärme reflektieren möchte, der kann durchaus auf die Aluminium-Variante zurückgreifen. Im sichtbaren Bereich (400-700nm) schneidet das Alu insgesamt jedoch deutlich schlechter ab, als das weiße PE.

Pauschale Werbeaussagen, wie z.B. „reflektiert 98% des Lichts“, sollte jeder Endverbraucher eigenständig beurteilen. Im Zweifelsfall sollte man den Hersteller um eine entsprechende Analyse des Materials bitten, so dass man zumindest weiß, welche Wellenlänge denn gemeint ist. Info: im Durchschnitt (400-700nm) liegt hochreines Silber übrigens bei 97%.
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